Wahlkompass sicheres Radfahren in Döbling

Gerade jetzt nutzen immer mehr Menschen in Döbling das Fahrrad und E-Bike und suchen sichere Radwege. Und viele würden im Alltag gerne einfach und sicher im Bezirk Radfahren und finden es zu gefährlich. Diese Menschen sollen eine Entscheidungshilfe für die Wahl der Bezirksvertretung erhalten. Wir haben dazu den in Döbling vertretenen Fraktionen sehr konkrete Fragen zum Bezirksbudget, der Unterstützung von Hauptradrouten, dem Öffnen von Einbahnen, dem Aufstellen von Radbügel und zur Aufwertung der Obkirchergasse gestellt. Nun liegt das Ergebnis vor:

Wahlkompass Döbling sicheres Radfahren (CC) Radeln in Döbling

 

Grün bedeutet „Ja“, gelb steht für „Ja mit einer Bedingung“ und rot dafür, dass nicht auf die Frage eingegangen oder mit „Nein“ geantwortet wurde. Nach rund einer Woche erhielten wir von Daniel Resch ÖVP, Thomas Mader SPÖ, Klemens Resch FPÖ, Dr. Heinz Hieber GRÜNE und Angelika Pipal-Leixner NEOS die folgenden Antworten.

 

Bezirksbudget ertüchtigen

Der Döblinger Budget-Voranschlag für 2020 mit 10 Millionen Euro weist für die Instandhaltung und Bodenmarkierungen von Radwegen sowie für die Errichtung von Fahrradabstellanlagen 5.300 Euro aus. Für Straßenbau sind 2 Millionen vorgesehen. Gemessen am Radverkehrsanteil von 7% sind demnach rund 140.000 Euro angemessen – das entspricht rund 2 Euro pro Einwohner.

Werden Sie sich für eine Budget-Erhöhung in Richtung dieser Größenordnung zur Attraktivierung des Radverkehrs im nächsten Budget-Voranschlag des Bezirks einsetzen?

 

ÖVP: Frage nicht beantwortet Auf Nachfrage bei Bezirksvorsteher Daniel Resch haben wir leider keine konkrete Antwort auf diese Frage erhalten.
SPÖ: Ja, mit Bedingung „Es braucht eine substantielle Erhöhung des Bezirksbudgets für die Radinfrastruktur. Die Höhe des Bezirksbudgets für die Attraktivierung des Radverkehrs wird sich nach den Erfordernissen aus dem Radverkehrskonzept richten.“
FPÖ: Nein „Autofahrer zahlen hohe Steuern und Gebühren. Durch diese Abgaben werden auch die Straßen finanziert. Es ist auch aus Sicherheitsgründen essentiell, dass die Straßen in Döbling instandgehalten werden. Ich befürworte in erster Linie Radwege die baulich getrennt von der Autofahrbahn und Gehsteig sind, da das für alle Verkehrsteilnehmer die angenehmste Lösung ist. Das Budget dafür ist ausreichend.“
GRÜNE: Ja „Nicht nur im Bezirk, auch in der Stadt gehört das Budget für den Radverkehr deutlich erhöht. Es sind Neubau (Stadt) und Sanierungsprojekte (Bezirk) notwendig. Im Vergleich mit bspw. Amsterdam (11 € pro Einwohner) wird die dringende Erhöhung sichtbar.“
NEOS: Ja „Es braucht natürlich ein entsprechendes Budget – sei es von der Stadt Wien oder dem Bezirk. Bis heute gibt es in Wien kein offizielles Budget für Fahrradwege und -straßen. Das muss sich dringend ändern! Die Stadt Wien investiert in Radinfrastruktur momentan ungefähr 7 Mio € pro Jahr. Das entspricht einem Betrag von ca. 3,71 € pro Kopf. Zum Vergleich: Amsterdam investiert 11 €, Paris 13,70 € pro Kopf. Hier hat Wien definitiv Luft nach oben und sollte sich an Städten orientieren, die auf diesem Gebiet Vorreiter sind. Wenn wir in Wien jährlich 19 Millionen € mehr in Radwege investieren, tragen wir nicht nur der enormen Nachfrage nach einem durchdachten und sicheren Radnetz Rechnung, sondern investieren auch erfolgreich in die Zukunft dieser Stadt.“

 

Hauptradrouten unterstützen

Die meisten Hauptradrouten in Döbling werden zwischen Autos, Schwerverkehr, Straßenbahn oder gemischt mit Fußgängern geführt. Echte baulich getrennte Radwege gibt es nur auf 1,3 Kilometer – einem Teil der Heiligenstädter Straße.

Werden Sie Radweg-Neubauprojekte im Hauptradverkehrsnetz in den kommenden 5 Jahren aktiv von der Stadt einfordern, Lösungen suchen und die Umsetzung unterstützen? [10 konkrete Hauptradrouten-Abschnitte ohne Radwege wurden abgefragt.]

 

ÖVP: nicht auf die Frage eingegangen [Für keine der 10 abgefragten Hauptradrouten gab es eine konkrete Antwort.] „Trotz mehrmaliger Erinnerung, verwechseln Sie den Kompetenzbereich des Bezirks mit dem zuständigen Ressorts der Stadtregierung.“
Anmerkung Radeln in Döbling: Uns ist bekannt, dass die Stadt Hauptradwege planen, finanzieren und umsetzen muss. Der Bezirksvorsteher kann diesen Planungen jedoch lösungsorientiert oder ablehnend begegnen. Da das Budget der Stadt für Radprojekte beschränkt ist, werden eher Projekte in jenen Bezirken realisiert, wo die Bezirksvorstehung eine Verbesserung der Radinfrastruktur unterstützt.

SPÖ: Ja, mit Bedingung „Die Umsetzung dieser Hauptradrouten ist an das Ergebnis des Radverkehrskonzeptes geknüpft.“
FPÖ: nicht auf die Frage eingegangen [Für keine der 10 abgefragten Hauptradrouten gab es eine konkrete Antwort.] „Ich setzte mich dafür ein, dass die S45 entlang der Ruthgasse überplattet wird. Auf dieser Überplattung schlagen wir die Errichtung einer Busspur, einer Grünoase und eines baulich getrennten Radweges vor. Gerade der Bereich Ruthgasse und Barawitzkagasse ist für Radfahrer derzeit äußerst unangenehm zu befahren. Ich unterstütze keine Radwege für die Autoparkplätze vernichtet werden.“
GRÜNE: Ja „Die Realisierung des Radwegs Krottenbachstraße inkl. Anbindung über die Cottagegasse ist ein essentieller Teil des Radwegnetzes in Döbling und wird daher von uns vollstens unterstützt. Neben einer Radweglösung für die Billrothstraße, Döblinger Hauptstraße (sicher eines der herausfordernsten Projekte, eventuell ist eine Begegnungszone hier sinnvoller als ein Radweg), Sieveringer Straße, Heiligenstädter Straße und Gunoldstraße ist außerdem die Erschließung der Muthgasse wichtig. Neben dem dort geplanten baulich getrennten Radweg, sind Anschlussverbindungen und weitere Radwege, sofern die Straßenbreite das erlaubt, ebengleich zu bevorzugen.“
NEOS. Ja „Für den 19. Bezirk sieht das NEOS-Konzept den Korridor Spittelau – Klosterneuburg vor: – baulich getrennter Radweg auf der Heiligenstädter Straße zwischen Spittelau und Barawitzkagasse (Straße ausreichend breit) – Zustandsverbesserung des Radwegs auf der Heiligenstädter Straße zwischen Barawitzkagasse und Grinzinger Straße, Fahrradstraße in der Nebenfahrbahn – baulich getrennter Radweg auf der Heiligenstädter Straße zwischen Grinzinger Straße und Nussdorf (Straße ausreichend breit) Statt auf Mehrzweckstreifen setzen wir auf echte, baulich getrennte Radwege, insbesondere entlang der gesamten Krottenbachstraße, Billrothstraße, Döblinger Hauptstraße, Gunoldstraße, Grinzinger Allee (Fahrradstraße in der Nebenfahrbahn), Grinzinger Straße / Sandgasse, Sieveringer Straße und einen baulich getrennten Radweg zwischen Hofzeile und Nußwaldgasse.“

 

Einbahnen öffnen

Döbling landet im aktuellen Bezirksvergleich zu geöffneten Einbahnen am letzten Platz aller Wiener Bezirke. Nur 4 der 40 Kilometer Einbahnen sind für den Radverkehr in beide Richtungen geöffnet. Gerade das Öffnen von Einbahnen ermöglicht ein Radfahren ohne drängelnden KfZ-Verkehr im Nacken und das Vermeiden von Hauptstraßen mit Schienen, Schwerverkehr und hohem Tempo.

Werden Sie das Öffnen von Einbahnen in den kommenden 5 Jahren unterstützen? [10 konkrete Einbahnen wurden abgefragt.]

 

ÖVP: Ja, mit Bedingung „Zu Beginn des Jahres wurde von BV-Stv. Robert Wutzl zu einer Verkehrskommissions-Sitzung eingeladen, in der ausschließlich das Thema Radfahren behandelt wurde. Es wurde von allen Fraktionen einstimmig eine Prioritätenliste für die Radfahrthemen im Bezirk beschlossen … – Prüfung Radfahren gegen die Einbahn Pyrkergasse – Prüfung Radfahren gegen die Einbahn Klabundgasse – Prüfung Radfahren gegen die Einbahn Boschstraße im Zusammenhang mit einem Radfahrkonzept für die Grinzinger Straße/Anbindung an Donaukanalradweg; Vorschläge in Bezug auf Radfahren gegen die Einbahn werden von der Fachabteilung geprüft. Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer hat immer oberste Priorität und nicht überall ist ein Radfahren gegen die Einbahn aufgrund der engen Straßenbreite oder anderer Voraussetzungen durchführbar.“
SPÖ: Ja, mit Bedingung „Umsetzung ist an das Ergebnis des Radverkehrskonzeptes geknüpft.“

FPÖ: Nein „Radfahren gegen die Einbahn lehnen wir aus Sicherheitsbedenken ab.“
Anmerkung Radeln in Döbling: Beim Radfahren gegen die Einbahn kann aufgrund des direkten Blickkontakts der Abstand bei der Begegnung viel besser eingeschätzt werden, weshalb beim Radeln gegen die Einbahn kaum Unfälle passieren. Die Ergebnisse der Verkehrsforschung belegen diese Einschätzung.

GRÜNE: Ja „Wir unterstützen das Öffnen der vorgeschlagenen Einbahnen. Der Lückenschluss Skywalk zu Rudolfinerhaus über Hofzeile 1-3 ist prioritär umzusetzen, damit die Billrothstraße vermieden werden kann.“

NEOS: Ja „Wir unterstützen das Öffnen aller Einbahnen. Sofern einzelne begründet NICHT geöffnet werden können, sollen diese beschildert werden.“
Anmerkung Radeln in Döbling: Dieses Konzept wurde in Brüssel erfolgreich umgesetzt.

 

Radbügel aufstellen

Döbling landet im aktuellen Bezirksvergleich zu Radbügeln am vorletzten Platz. An den U-Bahn- und S-Bahn-Stationen Heiligenstadt, Spittelau, Oberdöbling oder Krottenbachstraße findet sich selten ein freier Platz. Ende 2020 werden in Döbling laut TU-Wien-Studie mehr als 1.100 Radparkplätze an 550 Radbügeln fehlen.

Werden Sie sich für das Aufholen des Rückstandes an Radbügeln in den kommenden 5 Jahren in Döbling einsetzen?

 

ÖVP: nicht auf die Frage eingegangen „Im heurigen Jahr wurden beispielsweise sechs neue Fahrradabstellanlagen von der Bezirksvorstehung beauftragt.“
Anmerkung Radeln in Döbling: Das ist eine gute Nachricht für 2020. Leider lässt die Beauftragung und Errichtung von Radbügel heuer, keine Rückschlüsse auf die Pläne für die kommenden 5 Jahre zu.

SPÖ: Ja, mit Bedingung „Ein Aufholbedarf bei den Radbügeln wird auch gesehen. Umsetzung ist an das Ergebnis des Radverkehrskonzeptes geknüpft, da auch die Radparksituation ein Teil des Gesamtkonzepts darstellt.“

FPÖ: Nein „Wenn sich in einer Gegend herausstellt, dass mehr Radbügel notwendig sind und der Platz für die Installierung einer solchen Abstellanlage gegeben ist (= ohne Parkplatzraub*), unterstützen wir gerne das Aufstellen von Radbügeln.“
*Anmerkung Radeln in Döbling: Raub ist ein strafrechtliches Gewaltdelikt. Der Öffentliche Raum gehört uns allen, muss fair verteilt werden und ist nicht Eigentum einer Person.

GRÜNE: Ja „Für die einfache Kombination von Verkehrsmitteln, sind weitere Abstellanlagen vorzusehen. Über eine aktive Bedarfserhebung könnten als Ausgangspunkt neue Vorschläge gesammelt werden.“
NEOS: Ja „Wir arbeiten bereits seit längerem an diesem Problem. Einige der Fahrradabstellanlagen entlang der Döblinger Hauptstraße gehen auf Anträge der NEOS Döbling zurück. Außerdem werden wir uns weiterhin für sichere und trockene Fahrradgaragen an den Bahnhöfen Heiligenstadt und Spittelau und mehr Fahrradabstellanlagen an Einkaufsstraßen und Umsteigemöglichkeiten zum öffentlichen Verkehr einsetzen. Unser letzter Antrag auf eine Fahrradabstellanlage wurde in der vorigen Bezirksvertretungssitzung leider mit dem Argument abgelehnt, dass sich ohnehin ein paar hundert Meter entfernt die nächste Fahrradabstellanlage befindet. Da muss in der Bezirksvertretung noch viel Umdenken passieren.“

 

Einkaufsstraße Obkirchergasse aufwerten

In Döbling gibt es kein klassisches Bezirkszentrum mit Fußgängerzone, in der man sich gerne zum Flanieren u.ä. trifft. Die Obkirchergasse ist eine lebendige Einkaufsstraße in der Mitte des Bezirks mit hoher Fußgängerfrequenz und schmalen Gehsteigen. Faire Verteilung s zeigt aber, dass wir als Radeln in Dö uns generell für gleichverteilten Platz für alle einsetzen,

Für welche Maßnahmen werden Sie sich in der Obkirchergasse in den kommenden 5 Jahren einsetzen, damit sie zu einem verkehrsberuhigten Ort der Begegnung mit mehr Atmosphäre und mehr Platz für Mensch und Einkauf werden kann?

 

ÖVP  Trotz zweimaliger Nachfrage erhielten wir auf diese Frage keine direkte Antwort. Am 20.2.20 schrieb Daniel Resch auf facebook:

„In der heutigen Bezirksvertretungssitzung brachte die ÖVP-Döbling einen Antrag für eine Begegnungszone am Sonnbergplatz ein, welcher mit Stimmenmehrheit angenommen wurde. Durch die Verkehrsberuhigung und dem zusätzlich geschaffenen öffentlichem Raum, welcher zum genüsslich flanieren und Verweilen einlädt, ist es einen Bereicherung für den Bezirk, Anrainer, Geschäftsleute sowie deren Kunden.“

SPÖ 

„Die Neugestaltung der Obkirchergasse muss auf verschiedene Einflussparameter reagieren. Einer davon ist das übergreifende Radverkehrskonzept für den19. Bezirk, das noch aktualisiert bzw. erstellt weden muss.“

FPÖ 

„Als FPÖ-Döbling haben wir die Idee, in der Obkirchergasse zwischen Karl-Mark-Hof und Sonnbergmarkt einen Döblinger Hauptplatz zu gestalten. Bei der Gestaltung ist es uns wichtig, dass ein flüssiger Verkehr möglich bleibt und keine Parkplätze verloren gehen.“

GRÜNE

„Unser Vorschlag sieht die Errichtung einer Begegnungszone vor, von der besonders Fußgänger*innen und Radfahrer*innen profitieren sollen. Neben einer Stärkung der lokalen Geschäfte soll die Obkirchergasse zum Treffpunkt und einem Bezirkszentrum werden. Insbesondere die Kreuzungsbereiche zu Querstraßen sind für Fußgänger*innen und Radfahrende sicher zu gestalten.“

NEOS 

„Wir fordern einen Bürger_innen-Beteiligungsprozess zur Umgestaltung der Einkaufsstraße Obkirchergasse, damit alle Nutzer_innen die Chance haben, sich einzubringen. Eine Verkehrsberuhigung, zB in Form einer Begegnungszone, und eine gesteigerte Aufenthaltsqualität durch mehr Sitzgelegenheiten würde zu einer Attraktivierung führen, die allen nützt – ganz besonders auch den Geschäftsleuten. Die Obkirchergasse schöner und angenehmer gestalten reicht uns aber noch nicht. Auch in anderen Grätzeln wollen wir Plätze zum Wohlfühlen schaffen, zB in der Gatterburggasse vor dem ehemaligen Amtshaus und am Nussdorfer Platz.“

Radeln in Döbling bedankt sich für die Antworten aller Fraktionen.

 


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