Radverbindung Obkirchergasse

Offener Brief an die Geschäftstreibenden der Obkirchergasse und am Sonnbergmarkt

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir lieben Ihr Geschäft, die Marktstände und Lokale und die Qualität im Wohnumfeld in der Obkirchergasse, am Sonnbergmarkt und im Grätzel einkaufen zu können. Wir schätzen die Möglichkeit, bei Ihnen zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto schnell mal vorbei schauen zu können.

Die Konsequenzen aus der Gesundheits- und Wirtschaftskrise spüren nicht nur Sie, auch wir kennen sie als Geschäftstreibende, Angestellte oder KonsumentInnen. Dazu kommt als fixer Begleiter der nächsten Jahrzehnte die Klimakrise. Einen Beitrag zur Lösung dieser Krise leistet der Radverkehr. Wir möchten Sachlichkeit in die Diskussion um den Radweg Krottenbachstraße und die Anbindung Obkirchergasse einbringen. Schauen wir auf die Fakten der Machbarkeitsstudie der Stadt Wien.

 

Welche Änderungen würde das für die Obkirchergasse bedeuten?

  • Die Fahrbahn wird weiterhin mit einer Fahrspur in Richtung Sieveringer Straße geführt. Sie wird eine Breite zwischen 4 und 5 Meter haben. Radfahrende bekommen in diese Richtung keine eigene Spur, Weg oder Anlage.
  • Vor der Ampel der Sieveringer Straße wird es wie heute zwei Ausfahrtsspuren geben.
  • In Fahrtrichtung Krottenbachstraße wird die Einbahn für den (Einkaufs-)Radverkehr geöffnet. Auf der Fahrbahn wird dazu eine Markierung mit Radsymbolen angebracht.
  • Von 126 Stellplätzen auf den 600 Metern ergibt die Studie eine Stellplatzbilanz von minus 26 in der Obkirchergasse.
  • Für alle 15 aktiven Garagen- und Hofausfahrten, wie bspw. die Hofer Garage mit 20 Kundenstellplätzen, gibt es keine Änderungen. Das ist auch für Anrainer wichtig.
  • Bei den Gehsteigen, und Bäumen mit Sitzgelegenheiten in der Obkirchergasse sind keine Änderungen geplant.

Zusammengefasst bedeutet das:

  • In der Obkirchergasse ist KEIN eigenständiger Radweg geplant. Weder in die eine, noch in die andere Richtung.
  • Durch die Rückwandlung der Schrägparkplätze zwischen Sonnbergplatz und Arbesbachgasse in Längsparkplätze gehören die dortigen gefährlichen und verkehrsflussbehindernden Ausparkvorgänge der Vergangenheit an.
  • Durch intelligente Parkraumbewirtschaftung wie Zonen für kurzes Halten oder Laden kann eine höhere Verfügbarkeit von Abstellmöglichkeiten erreicht werden.
  • Die Aufenthaltsqualität der Einkaufenden wird steigen, da sich das tatsächlich gefahrene Tempo in der 30 Km/h-Zone auf Grund der auf Norm reduzierten Fahrbahnbreite auf die erlaubte Geschwindigkeit reduzieren wird.
  • Mehr Aufenthaltsqualität bedeutet mehr Menschen, die durch Obkirchergasse und Sonnbergmarkt flanieren, in Ihre Auslagen schauen und bei Ihnen einkaufen. Man sieht es heute schon bei den Bänken neben den Alleebäumen, wie gut diese angenommen werden.

 

Wirtschaftsfaktor Radverkehr: Radler stärken die lokale Kaufkraft, Studien der Wiener Wirtschaftskammer u.a. belegen dies

  • Den Verkehr in Geschäftsstraßen zu beruhigen, bringt Umsatz, Jobs und Steuereinnahmen.
  • Frequenzbringer: Umgestaltete Shoppingmeilen werden stärker besucht. Davon profitiert die Unternehmerschaft – und in weiterer Folge auch die öffentliche Hand.
  • Kaufleute und Grätzel kämpfen mit den Konkurrenten Online-Handel und Fachmarktzentren. Die Kaufkraft soll in den Stadtzentren bleiben und nicht etwa in die Shopping City Nord oder nach Parndorf abwandern.
  • Die junge Generation steigt auf andere Mobilitätsformen um, das eigene Auto hat nicht mehr die Bedeutung von früher. Dadurch reduziert sich auch künftig der Bedarf an Parkplätzen.

Quelle: Wiener Wirtschaftskammer (2019) Studie von Standortanwalt Alexander Biach  – Warum sich Flaniermeilen rechnen und Wirtschaftskammer schwenkt um und fordert mehr Begegnungszonen

  • Fahrradfahrende Personen besuchen den lokalen Einzelhandel häufiger als PKW-EinkäuferInnen, denn sie legen kürzere Wergstrecken zurück – die Kaufkraft bleibt im Bezirk.
  • RadfahrerInnen kaufen gern dort ein, wo sie wohnen oder arbeiten. Damit erhalten sie innerstädtische Strukturen.

Quelle: BMLFUW (2010) Studie Radfahren und Einkaufen

  • RadfahrerInnen kommen als Kunden viel öfter – und kaufen oft auch spontan ein; der schnelle Halt mit dem Rad ist einfacher als mit dem Auto.
  • Geschäfte und Auslagen werden auf dem Rad viel besser wahrgenommen.

Quelle: AGFK Bayern (2016) Broschüre WirtschaftsRad

 

Rekordzuwachs bei Radfahrenden in ganz Wien: Bedarf an Radwegen steigt

Der Bedarf ist da, wie die aktuellen Radverkehrszählungen der Stadt Wien für 2020 zeigen. Über das Jahr gerechnet gab es im Vergleich zu 2019 ein Rekordwachstum von 12%!

Im Regierungsprogramm der Bundesregierung steht die Erhöhung des Anteils des Radverkehrs, als Maßnahme gegen die Klimakrise. Dieser Anteil kann nur durch die Schaffung von Rad-Infrastruktur gesteigert werden. Der Radweg Krottenbachstraße, verbunden mit der Öffnung der Einbahn in der Obkirchergasse, ermöglicht erstmals eine zentrale Radverbindung für unseren Bezirk. Bewohner-Innen aus Neustift, Grinzing, Oberdöbling und Sievering kommen dann endlich auch mit dem Rad sicher in die Stadt und zurück. Dabei wird der Einkauf in unmittelbarer Wohnumgebung in der Obkirchergasse noch mehr zu einer täglichen Routine werden.

Wir sind gerne Ihre Kunden, wir sind das auch weiterhin, gerade jetzt. So hoffen wir, dass wir mit diesem sachlichen Beitrag zu einem guten Miteinander im Grätzel beitragen können. Reden wir miteinander oder schreiben Sie uns ein Mail an doebling@radeln.wien.

Ihr Team von Radeln in Döbling

PS: Als parteiunabhängige Gruppe von mittlerweile 500 Döblinger Radfahrenden setzen wir uns seit acht Jahren dafür ein, allen Menschen im Bezirk sicheres Radfahren zu ermöglichen. Wir engagieren uns ehrenamtlich, weil wir und unsere Familien im Alltag radeln: zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen. Im Straßenverkehr unseres Bezirks möchten wir ein verständnisvolles Miteinander fördern, denn ein gut ausgebautes Radwegenetz kommt allen Mobilitätsgruppen, dem Klima, unseren Kindern und natürlich auch Ihnen als Wirtschaftstreibenden im Grätzel zugute.