Radwegbau 2022 und die (h)ausgemachte Umfrage

Gestern veröffentlichte die Stadt Wien das Radwegbauprogramm 2022. Für Döbling bedeutete es die schon 2021 im Bauprogramm beschriebenen Radweglösungen in der Gunoldstraße. Mit einer Querung der Heiligenstädter Straße auf Höhe Gallmayergasse, Geistingergasse, Querung über die Boschstraße und unter den Brücken auf der linken Seite auf einem baulich getrennten Zweirichtungsradweg zur Muthgasse. Dort führt ein erstes beidseitiges Radwegstück in die Muthgasse bis zur Adolf-Raupenstrauch-Gasse. Weiter geht es dann ab 2023 über die Kfz-Ersatzstege auf der Heiligenstädter Brücke mit beidseitigen Rampenabfahrten zum Donaukanal. Über die Brücke wird es eine gerade Anbindung zum neuen Radweg in die Lorenz-Müller Straße geben mit Verbindung in die Meldemannstraße. Ein sehr wichtiges Projekt für Döbling, auf das viele in Döbling und auch jenseits des Kanals schon seit Jahren warten.

 

Er kommt, der Radweg in der Krottenbachstraße!

Laut Bauprogramm kommt heuer die Radanbindung von der Peter-Jordan-Straße über die Cottageasse in die Krottenbachstraße. Im Konkreten mit einer geöffneten Einbahn bis zur Chimanistraße und danach ein baulich getrennter Radweg zur Krottenbachstraße bis zur Flotowgasse. Nach dem Einsatz der letzten Jahre, in denen tausende Radfahrende immer wieder aufgezeigt haben, wie wichtig ein sicherer Radweg für die 28.000 Bewohner*innen im Hinterland des Radwegs ist und welche zentrale Nahversorgungsfunktion die Straße zwischen Obkirchergasse und Glanzing hat, ist dies ein enorm wichtiger Schritt für den Bezirk.

Krottenbachstraße hat überregionale Bedeutung
Was macht Bezirksvorsteher Resch in der Zwischenzeit? Er verschickt heute kurzfristig (Antwortzeit bis Freitag!) eine Umfrage zum Krottenbachradweg. Als Einzugsgebiet hat er 7.515 Haushalte im Alleingang bestimmt, ohne Einbindung von Bezirks- oder Stadtgremien. Während auch die ÖVP Döbling 2018 noch einen Beschluss gefasst hat, dass die Krottenbachstraße eine überregionale Bedeutung hat und es eine neue Planung für ein „sicheres Vorankommen aller Verkehrsformen“ braucht, handelt der Bezirksvorsteher so, als würde das Projekt nur die direkte Umgebung der Krottenbachstraße betreffen.

 

Befragung von BV Resch schließt weite Bezirksteile aus

Der enge Befragungsradius des Bezirksvorstehers schließt große Teile der vom Projekt betroffenen Bürger*innen aktiv aus – in Oberdöbling, Obersieverung, Untersievering, Neustift oder auch Grinzing. Denn das Radwegprojekt sieht Anschlüsse in Richtung dieser Bezirksteile vor.

Mit Zahlen von gestern die Zukunft gestalten?
Ausgewogene Argumente findet man im beiliegenden Infobrief keine. Lediglich einen Verweis auf einen Nachteil für Autofahrende und eine Studie der Stadt. In dieser wurde die Verkehrsmittelwahl in Döbling von 2015 bis 2019 errechnet. Dass seit der Pandemie, sowohl im Jahr 2020 als auch 2021, die größten Zuwächse im Radverkehr auch in Döbling stattfanden, wird ignoriert.

Wer schlechte Noten hat, sollte sich besonders anstrengen
Döbling ist Radschlusslicht Wiens bei sicheren Radwegen und geöffneten Einbahnen: Wen wundert es daher, dass Döbling eine geringere Radnutzung im letzten Jahrzehnt hatte, als Bezirke mit mehr sicheren Radwegen? Familien, junge oder ältere Radfahrende trauen sich nur auf sicheren Radwegen zu fahren, sonst können sie nicht radeln. Diese lang bekannte Tatsache sollte Motivation genug sein, endlich die Investitionen der Stadt in aktive Mobilität nicht länger mit Politik-Populismus zu blockieren.

Gegen-Kampagne und dann Beteiligen?
Nach mehreren Jahren in denen der Bezirksvorsteher bei der Stadt, die für den Radwegbau zuständig ist, keinen einzigen konstruktiven Beitrag für eine Radweglösung in der Krottenbachstraße eingebracht hat, darf nun ein kleiner Teil der Bürger*innen, denen eine Umgestaltung zugutekommen würde, die Position von Herrn Resch bestätigen. Denn oft genug hat Herr Resch medial in den letzten Jahren gegen das Projekt Stimmung gemacht.

Demokratiepolitisches Verständnis?
Wir verstehen die Rolle eines Bezirksvorstehers, dass er sich für alle Döblinger*innen einsetzt und ausgewogen für alle Menschen und Familien im Bezirk arbeitet. Bei dem vorliegenden Informationsbrief zur Umfrage, wird mit keinem einzigen Argument auf die durch eine Neugestaltung möglichen Verbesserungen eingegangen: Der Sicherheitsgewinn für Fußgänger*innen, die Beschleunigung des 35A, das errechnete Radverkehrspotenzial für den künftigen Radweg mit 1.450 Radfahrten pro Tag oder der Vorteil der Entflechtung für alle Verkehrsteilnehmende.

Als Radeln in Döbling rufen wir dazu auf, die Umfrage rasch abzuschicken, Radfahren, zu Fuß Gehen und Öffi-Fahren in Döbling durch ein „JA“ zu stärken und sich jedenfalls ein eigenes Bild über die Bezirks- und Stadtpolitik zu machen. Klarerweise stehen wir auch weiterhin für einen konstruktiven und lösungsorientierten Dialog mit Bezirk und Stadt zur Verfügung. Interessent*innen sind herzlich eingeladen zu unseren nächsten Treffen und Ausfahrten. Mail an doebling@radeln.wien  bzw. Anmeldung zum Newsletter.

 

 

PS: Einige Umfragen gab es bereits zu Radwegeausbau in Döbling. Zum Beispiel in der Bezirkszeitung 2021, wo sich 84% für mehr Radwege im Bezirk ausgesprochen haben oder erst letzten Monat in der von Daniel Resch verwalteten facebook-Gruppe „Team Döbling“. Dort wurden 631 Stimmen für einen Radweg in der Krottenbachstraße und 431 Stimmen dagegen abgegeben. Warum wird nach Bekanntgabe des Radwegbauprogramms der Stadt nun eine weitere Umfrage gestartet, mit stark eingeschränktem Teilnehmerkreis?